Amateurfunk Zukunft


Seit geraumer Zeit wird in allen Länderorganisationen der Funkamateure über die Zukunft des Amateurfunks diskutiert.
Anhand der Mitgliederzahlen der Ortsverbände sowie hier in der Schweiz der USKA (Union Schweizer Kurzwellen Amateure) schwinden die Mitglieder und der Bestand überaltert mehr und mehr.
Ich habe mich mal dran gemacht und versucht Gründe für den Schwund und das Desinteresse am Amateurfunk zu finden und zusammenzutragen.
Zum einen ist sicherlich die Kommunikation viel einfacher geworden. Es gibt das Handy, es gibt das Internet, und all die Gadgets die dafür nötig sind kosten wenig und bieten eine Art Rundumversorgung. Alles was man sucht, findet man dort. Somit ist es doch klar, dass Nicht -Funkamateure keinen Grund sehen, eine längere Lernphase sowie das Ablegen einer Prüfung über sich ergehen zu lassen.
Des Weiteren ist die heutige Zeit viel, viel stressiger und schneller geworden. Die Leute haben weniger Zeit für ihre Hobbys weil sie immer schneller, immer mehr Wissen aufnehmen müssen, um in der Welt zurecht zu kommen und sich im grossen Konkurenzkampf in der Welt zu behaupten.
Dies führt dazu, dass das bisschen Freizeit, was überbleibt, doch eher für andere Aktivitäten genutzt wird.
Hinzu kommt, dass durch die Überalterung der Funkamateure sicherlich auch eine gewisse Unflexibilität der Mitglieder vorhanden ist und man sich gerne auf „altes“ besinnt.
Dann kommt hinzu, dass eben die Funkamateure, die ein gewisses, und nötiges Wissen haben um Technik, Betriebstechnik und Gesetze zu vermitteln, meisstens selber sehr stark im Beruf oder in der Familie eingespannt sind. Eben weil die Welt heutzutage so „fix“ unterwegs ist und man sich eben auf das Wesentliche im Job und in der Familie besinnen muss um eben zu „überleben“.
Ein weiterer sehr grosser Aspekt bei jungen Leuten ist auch das Aktivieren von Interesse z.B. in der Schule oder von den Eltern.
Dieses findet doch fast nicht mehr statt, die Lehrer machen einfach ihren Job und vermitteln den Stoff, den sie müssen, aber gehen dabei nicht mal etwas rechts oder links oder aber machen ihren Unterricht nicht interessant. Als Lehrer muss man den Job leben, mehr als in fast jedem anderen Job. Dies wiess ich von meiner Tochter, die eine begnadete Lehrerin an einer Primarschule(Grundschule) ist.
Die Eltern haben schlicht weg keine Zeit mehr um den Kindern Wissen mitzugeben oder aber zum Lernen und dem Interesse an Dingen die vielleicht kompliziert erscheinen zu animieren.
Dann kommt hinzu, dass durch die einfach benutzbaren Medien heute vermittelt wird, dass man das alles nicht mehr braucht und das Internet doch Alles liefert, was nützlich sein könnte oder Beschäftigung bringt, ohne gross drüber nachzudenken.
Bestes Beispiel ist mein Sohn (23 Jahre alt). Er ist mit dem Internet aufgewachsen und wenn er was nicht weiss, wie man etwas macht, schaut er auf „Tante Google“ oder geht auf „YouTube“ und findet dort die Antworten die er sucht oder die Anleitung um etwas herzustellen oder aber zu reparieren.
Sicherlich ist er da nicht immer erfolgreich, aber oft schon.
Wie soll da ein Amateurfunk der in die Jahre gekommen ist, mithalten? Was haben wir dem entgegen zu setzen?
Nicht viel denke ich, da unsere eigenen Kenntnisse in vielen Fällen gar nicht ausreichen oder aber weil wir zu sehr in unserer lieben „alten“ Welt leben und uns an Dingen erfreuen, die 20 oder mehr Jahre her sind.
Ich erwische mich oft selbst, dass ich in alten Zeiten schwelge.
Ein weiterer Punkt im Amateurfunk ist, wie auch in vielen anderen Gemeinschaften oder Clubs, dass es immer wieder „kleine Könige“ oder selbst ernannte „Führungspersonen“ sowie diverse Besserwisser gibt, die das Leben komplizierter machen als es ist. Oder es gibt die Gruppen die eine Sache verfolgen und Gruppen, die eine andere Sache verfolgen jedoch nicht tolerant genug sind, neben ihrer Meinung oder Technologie, die sie einsetzen was Anderes zu akzeptieren.
Bestes Beispiel ist der Digitalfunk auf UKW mit seinen verschiedenen Netzen.
Jeder meint, er habe das beste Netz und man müsse unbedingt sein Netz nutzen und alle anderen Netze sind schlecht oder unbrauchbar usw.
Ich selber betreibe ein Gateway für den Digitalfunk, der eben Zugang von jedem möglichen Netz erlaubt und dies auch noch so, dass die unterschiedlichen Technologien in der Lage sind, zusammen zu kommunizieren.
Ich versuche hier von jeder nur erdenklichen Seite einen Zugang zu schaffen. Die ist mir denke ich auch ganz gut gelungen, jedoch haben mir diverse Funkamateure Steine in den Weg gelegt, sei es, dass sie mir verweigert haben einen Zugang aus ihrem Netz zu bieten, obwohl die Technik es leicht hergeben würde und genug Resourcen verfügbar sind oder aber andere Funkamateure versuchten die eingesetzte Technologie so schlecht zu reden, weil es u.U. evtl. mal kleine Qualitätsdefizite gibt, aufgrund der unterschiedlichen Technologien, und dann versucht haben, andere Funkamateure so negativ zu beeinflussen, doch den Gateway lieber nicht zu nutzen.
Ich habe dafür auch ein ganzes Stück Geld in die Hand genommen um eben die Technologie anzuschaffen und eben monatlich für Miete, Strom und Internet zu bezahlen, da das Gateway eben an einem Ort stehen muss, der gute Anbindung bietet. Und das ist in aller Regel ein Rechenzentrum. Solch einen Ort bekommt man in Aller Regel nicht umsonst, vor Allem nicht, wenn eben gewisse Ansprüche bestehen.
Dies ist auch ein Punkt, die jungen Leute erwarten heute, dass etwas einfach funktioniert.
Wenn ich dann sehe, wie manche Leute, die eben auch so etwas betreiben und noch besser sich eben dadurch dass sie so etwas betreiben wie schon erwähnt als „kleine Könige“ aufführen, aber dann nur unzureichende Technik in Betrieb haben, schreckt dies natürlich erst Recht ab.
Ein weiterer Punkt sind die Möglichkeiten des Aufbaus einer Antenne zuhause. Die meissten Interessenten wohnen doch eher in Mietwohnungen oder aber sind durch Bebauungspläne und Verbote durch Vermieter sowie die Kritik von elektrischer Strahlung aus der Bevölkerung sehr eingeschränkt, einem Hobby wie dem Amateurfunk nachzugehen.

Es gibt sicher noch viele weitere Punkte, die hier bestimmt fehlen, aber alle aufzuzählen will ich nicht, denn das würde u.U. zu „Finger Pointing“ oder zu Aussagen führen, wo sich evtl. Leute direkt angesprochen fühlen.

Die „Amateurfunkgemeinschaft“ muss erst einmal wieder eine Gemeinschaft werden.
Das Hauen und Stechen innerhalb unserer Reihen, muss erst einmal aufhören. Wir müssen uns gegenseitig so akzeptieren, wie wir sind. Da müssen viele echt dazu lernen, denn wenn ich teilweise in Foren oder wo auch immer Kommentare lese, wenn jemand Fragen stellt…. geht das schon unter die Gürtellinie. Aber das scheint die heutige Mentalität widerzuspiegeln.
Wir müssen erst einmal anfangen wieder mit uns selbst ordentlich zu kommunizieren und auch wesentlich toleranter werden.
Wir müssen uns als grosse Gemeinschaft darstellen, die offen für alles und jeden ist.
Dann müssen wir das, was wir tun interessant gestalten. Nicht in alten Zeiten „schwelgen“.
Wir selber müssen uns weiterbilden und unsere Technologie modernisieren und eben die moderne Technik interessant gestalten und entsprechend den neuen Interessenten darstellen.
Wir müssen modern auftreten und vor Allem wenn wir uns präsentieren, dies nicht mit Dingen tun die mal vor 20 Jahren „schick“ waren.
Wenn wir so etwas tun, sollten wir aktuelle Technologie nutzen und dies auch so wie es „professionell“ getan wird.
Das sollten vor Allem nicht wir „alten Säcke“ tun, die eher lächerlich rüber kommen, wir sollten die wenigen „Jungen“ motivieren uns zu vertreten und eben nach heutigem Stand die Amateurfunk Gemeinschaft zu präsentieren.
Wenn ich die DARC Seiten oder auch die Seite der USKA anschaue, fehlen mir die Worte.
Das sieht aus wie vor 20 Jahren, als wenn die Welt da stehen geblieben ist. Die Webseiten sollten mal auf aktuelle Technologie umgestellt werden, nicht so überladen sein und sich auf das Wesentliche beschränken.
Ich bin mir zu 1000% sicher, dass es Mitglieder in den Clubs gibt, die so etwas können.
Wenn ich manche Präsentationen sehe, denke ich die wurde in den 70ern oder Anfang der 80er gemacht.
Das lockt Niemanden mehr hinter dem Herd hervor.
Ich für meinen Teil versuche hier bei mir Besucher und „Freunde“ meiner Kinder mit interessanten modernen Geschichten sowie viel „Blink Blink“ wo dann gefühlt nachvollziehbar was passiert zu begeistern und versuche auch mit wenigen Worten eben die Erklärung, was passiert zu liefern ohne endlos lange Vorträge zu halten. Das wollen die jungen Leute heut nicht und fangen schnell an sich zu langweilen.
Wir müssen lernen mit der Zeit zu gehen, wenn wir nicht wollen, dass der Amateurfunk immer mehr altert und die Leute entweder weglaufen oder aber gar nicht erst zu uns kommen.
Jeder kann seinen Teil dazu beitragen.
Fangt bei euch an, überdenkt was den Amateurfunk betrifft, euer Auftreten als Repräsentant des Hobbys und denkt über eure eigenen Kommentare und euer Handeln nach.
Seit nicht besserwisserisch oder aber stellt euer Hobby nicht so dar, als wenn es unerreichbar wäre und man enorm „schlau“ sein muss, damit man diesem Hobby nachgehen kann. Das war früher mal so, als ich mit dem Amateurfunk angefangen bin. Da war das was Besonderes und eben einem „auserlesenem Kreis“ vorbehalten, man musste eine gewisse Liquidität mitbringen, man musste eben schlau genug sein um die Technik bis ins Detail zu verstehen und am Besten noch Telegraphie können. Selbst als lizensierter Funkamateur mit einer „C-Lizenz“ war man nur Funkamateur 2. Klasse. ☹
Das ist doch heute teilweise immer noch so, Leute die ein Rufzeichen aus der E-Klasse haben werden als dumm abgestempelt oder aber das sind ja keine richtigen Funkamateure.
Ich kenne OM, die haben trotz E-Klasse Rufzeichen mehr Wissen in der HF-Technik als jemand, der ein A-Rufzeichen (frühere B-Lizenz) seit 30 Jahren hat.
Nur als Gemeinschaft können wir das Aussterben des Amateurfunks verhindern oder zumindest abmildern.
Da sollte jeder Funkamateur mal für sich drüber nachdenken……